Robo-Advisor – per Klick zur Geldanlage
Einem Roboter sein Geld anvertrauen? Mehr als 200.000 Deutsche tun das bereits: Sie nutzen einen Robo-Advisor für die Geldanlage. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Anlageberater in Robotergestalt, sondern Computerprogramme, die mithilfe künstlicher Intelligenz Deine Vermögensverwaltung erleichtern.
Robo-Advisors: die neue Art der digitalen Vermögensverwaltung
Automatisierung, Digitalisierung, künstliche Intelligenz – was schon in vielen Bereichen der Wirtschaft zum Einsatz kommt, hat längst auch die Finanzwelt erreicht. Dazu gehören auch die sogenannten Robo-Advisors, von englisch „robot“ (Roboter) und „advisor“ (Berater). Ein Begriff, der in die Irre führt, denn Robo-Advisors sind weder Roboter noch Berater. Es handelt sich dabei vielmehr um automatisierte Vermögensverwalter in Form von Computerprogrammen, die vom Anleger über das Internet genutzt werden.
Bereits mehr als zwei Dutzend Robo-Advisors buhlen laut dem auf die Geldanlage mit ETFs spezialisierten EXtra Magazin in Deutschland um die Gunst der Anleger. Sie verwalten demnach bislang geschätzt knapp vier Milliarden Euro.
Robo-Advisor: wie funktionieren Scrable Capital, Ginmon, Vaamo und Co…
Quelle: Finanzfluss / YouTube
Robo-Advisor aktiv und passiv: automatisierte Anlageberatung in zwei Varianten
Die Nutzung von Robo-Advisors ist relativ einfach. Es gibt zwei grundsätzliche Arten: Komplettlösungen, bei denen die Geldanlage im Rahmen der Vorgaben des Nutzers vollständig vom Advisor übernommen wird, und Beratungssoftware, die dem Kunden lediglich einen Vorschlag errechnet, wie er sein Geld anlegen soll. Den Kauf der Wertpapiere erledigt der Kunde dann selbst.
Bei beiden Varianten gilt: Nachdem sich der Anleger für einen Anbieter entschieden hat, muss er diesem zunächst online einige Fragen zu seiner finanziellen Situation und seiner Risikobereitschaft beantworten. Auf dieser Basis erhält er einen Vorschlag für die passende Zusammenstellung seines Depots – also welche Wertpapiere, beispielsweise Fonds oder ETFs, in seiner individuellen Situation und für seine Anlageziele geeignet sein können. Mit wenigen Klicks kann der Kunde dann in das vorgeschlagene Portfolio investieren.
In der Folge wird das Depot permanent vom Robo-Advisor überprüft. Dabei wird bei vielen Anbietern Transparenz großgeschrieben: Regelmäßige Informationen über die Zusammenstellung und Entwicklung des Depots sind meist Standard. Gerät das Portfolio aus dem Gleichgewicht, etwa weil sich die Situation an den internationalen Kapitalmärkten ändert, und das Risiko innerhalb des Depots steigt, wird die Aufteilung des Kapitals entweder vollautomatisch oder nach Bestätigung seitens des Anlegers angepasst.
Robo-Advisor: Kosten, Aufwand und Emotionen
Eine automatisierte Anlageberatung hat viele Vorzüge. Zum einen ist der Aufwand für die Depotzusammenstellung und -pflege relativ gering. Der Anleger muss nicht unbedingt die Entwicklungen an den internationalen Kapitalmärkten verfolgen, da Depotanpassungen entweder vollkommen automatisch geschehen oder nur wenige Mausklicks erfordern. Zum anderen lassen sich bei vielen Anbietern schon relativ geringe Summen anlegen. Die Kosten sind im Vergleich zu herkömmlichen Vermögensverwaltungen geringer, denn in der Regel wird das Kapital in vergleichsweise günstige ETFs („Exchange Traded Funds“) investiert.
Ein weiterer Vorteil: Robo-Advisors haben keine Gefühle. Viele Anleger handeln bei ihrer Geldanlage emotional. Das kann dazu führen, dass sie zum Beispiel aus Unsicherheit falsche Entscheidungen treffen – ein Risiko, das bei einer Maschine nicht besteht.
Robo-Advisor: langfristiger Anlage-Erfolg garantiert?
Allerdings besitzen Robo-Advisors auch Schwächen. Bislang haben viele Anbieter positive Ergebnisse erzielt, was in guten Börsenzeiten recht einfach ist. Doch was bei einer Krise passiert, ist aufgrund der relativ geringen Zeit, in der sich Robo-Advisors am Markt befinden, schwer vorherzusagen. Eine Beurteilung des langfristigen Anlageerfolgs ist daher aktuell noch nicht möglich. Hinzu kommt, dass die Auswahl der Wertpapiere und investierbaren Märkte meist begrenzt ist. Ein weiterer Nachteil: Da die meisten Robo-Advisors das Geld in ETFs investieren, die lediglich einen Index wie den DAX® nachbilden, gibt es mit dieser Anlageform kaum eine Möglichkeit, den Markt zu schlagen.
Robo-Advisors-Strategien: „defensiv“, „ausgewogen“ und „offensiv“
Auch die Robo-Advisor-Strategien folgen den klassischen Anlagekriterien „defensiv“, „ausgewogen“ und „offensiv“.
Devensiv: Renditen der Robo-Advisor-Anlagestrategie mit einer Aktienquote bis 30 Prozent.
Ausgewogen: Renditen der Robo-Advisor-Anlagestrategie mit einer Aktienquote ab 30 bis 70 Prozent
Offensiv: Renditen der Robo-Advisor-Anlagestrategie mit einer Aktienquote ab 70 Prozent.
Robo Advisor – Deine Vorteile
- Schnelligkeit & niedrige Einstiegshürden: Mit wenigen Klicks legst Du deine persönlichen Anlagepräferenzen fest und bekommst direkt die passende Anlagestrategie geliefert. Somit kannst Du ohne langes Beratungsgespräch sehr schnell investieren – eine Identifikation per PostIdent oder videoIdent ist aber in aller Regel nötig.
- Niedrige Kosten: Da der einmal erstellte Algorithmus die Investitionsempfehlungen berechnet und kein Finanzberater für seine aufgewendete Zeit bezahlt werden muss, liegen die Gebühren für die Investments bei höchstens einem Prozent
- Gute Renditen: Die Plattform Brokervergleich vergleicht seit 2015 die Performance verschiedener Robo Advisor anhand der Benchmark unterschiedlicher ETF. Nach Gebühren und Steuern konnte keines der Robo-Advisor-Depots die Rendite der ETF schlagen (Stand: Januar 2020). Dennoch erreichen die meisten Robo Advisor eine durchschnittliche Rendite von 4,0 % bis 5,0 % p.a. – auch wenn die Ergebnisse von Jahr zu Jahr stark variieren.
- Absicherung vor der Insolvenz: Zwar sind die meisten Robo-Advisor-Anbieter Startups, die sich erst in der Finanzdienstleistungsbranche etablieren müssen. Dennoch musst du als Anleger keine Angst vor deren Insolvenz haben. Denn das Geld, das die künstlichen Anlageberater in Fonds investieren, zählt zum Sondervermögen und ist so im Falle einer Insolvenz geschützt.
Robo Advisor – Deine Nachteile
- Begrenzte Beratung: Robo-Advisor sind bei ihren Beratungsleistungen sehr eingeschränkt. Sie geben nur Empfehlungen für den Aufbau eines Portfolios, beantworten aber keine generellen Fragen. Beispielsweise ob für Dich als Anleger eine lang- oder kurzfristige sinnvoller ist und welche die richtigen Schritte für seine Altersvorsorge sind.
- Schwer einschätzbares Risikoprofil: Auch Dein Risikoprofil ist mit einem kurzen Fragebogen, den die Robo Advisor meist verwenden, nur schwer zu bewerten. Im Gegensatz zu einem Finanzberater kann ein Robo Advisor auch nicht einschätzen, ob Du als Kunde alle Anlage-Informationen genau gelesen, verstanden und sich genügend Zeit für seine Anlageentscheidung genommen hast.
- Keine Haftung: Schließlich weisen die Anbieter der Robo Advisor meist darauf hin, dass sie rechtlich gesehen keine Beratung anbieten, sondern nur zwischen dem Kunden und der Depotbank vermitteln. Im Falle einer reinen Vermittlung gibt es für Dich kein Beratungsprotokoll und später auch keine Haftung für die ausgesprochenen Empfehlungen.

Alternativen für Anleger
Eine Alternative für Anleger, die dem Thema Robo-Advisor skeptisch gegenüberstehen, bieten Fondssparpläne. Die Auswahl konkreter Einzeltitel im Fonds übernimmt dabei ein professionelles Management. Hinzu kommt, dass die Anlage in Fonds schon mit regelmäßigen Einzahlungen ab 50 Euro monatlich möglich ist.